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  S P R E A D   T H E   D I S E A S E   ' 9 3
 
 
 
 
PSZYCHISZ TERÔR 
live on tour 1993 
 
"Ein Alptraum aus Lautstärke,
Schlafentzug, Geldgier,
Streit und Selbstmord." 
 
© Seelenlos

   140 Seiten
   SSI Buch 2
1. Auflage '93
 
 
  
 
 
S e e l e n l o s : 
 
S P R E A D   T H E   D I S E A S ' 9 3
 
Ausschnitte aus dem 1. Kapitel:
 

Das neue Jahr hatte nicht mal schlecht begonnen. Ich hatte meinen Becher wohlweislich bei der richtigen Flasche hingehalten und war so dem äusserst kopfwehverdächtigen Spumante glücklich entronnen, und beim anschliessenden Anstossen hatte ich satt zwei Joints hintereinander ergattert, wovon der eine, an dem ich mich genüsslich festkrallte, endlich wieder mal mit dem guten Schwarzen war, nach dem ich schon die längste Zeit gelechzt hatte.  

Kurz darauf musste ich mich jedoch plötzlich setzen, und auch sitzend machte ich's dann nicht mehr lange aufrecht, sondern vergrub alsbald meinen Kopf in der Armbeuge auf dem Tisch, während ich mit dem rechten Arm meine Oberschenkel umklammerte.  

So war's gerade noch knapp auszuhalten, wie langsam das Karussell losging und mir immer schlechter wurde. Nach einer Weile gelang es mir zwar meinen Zustand etwas zu stabilisieren, indem ich möglichst ruhig und gleichmässig zu atmen versuchte. Vielleicht brachte ich's doch noch fertig mich totzustellen und einfach zu warten, bis es vorbeiging, ohne gleich kotzen zu müssen. 

Peinlicherweise konnte ich mich schon den ganzen Abend nicht mehr erinnern, wann dies eigentlich das letzte Mal der Fall gewesen war. Dass ich letzte Frühling hatte kotzen müssen, als ich an jenem Morgen statt ins Bett zu gehen sinnlos die Flasche mit dem geschenkten billigen Fuselwhisky zu leeren begonnen hatte, ok, dass ich da dann plötzlich mal dringend aufs Klo gemusst uuuöööärks-örks-uoooaaaaahhhrghks, das hatt ich ja noch klar.  

Doch das andre Mal, als ich noch sinnloser möglichst schnell möglichst viel von dem guten Wodka gekippt und mich anschliessend aus Lust am Frust mit dem Kartonmesser ein paar Dutzend Mal etwas aufzuschlitzen begann, ob ich da dann auch noch gekotzt hatte oder doch nicht, diese Frage vermochte ich beim besten Willen nicht mehr schlüssig zu beantworten.  

Doch ich verstand die Welt ja auch sonst grad nicht mehr so ganz, und ich wollt sie ja grad auch nicht mehr mehr so gaz verstehn. Nur half da mittlerweile leider auch der tollste Suff nichts mehr. 

Irgendwie hatt ich's ja schon vor mehr als einer Woche deutlich gespürt, auch als ich noch von gar nichts gewusst hatte. Nur hatte ich da noch nicht geschnallt, woher eigentlich diese plötzliche Angst wieder einmal jemanden zu verlieren, anscheinend bloss weil Leermond war und Winter und ich grad was abgetippt hatte, was damit zusammenhing, noch dass sie es sein würde, und dass es diesmal sozusagen umgekehrt war. [...] 

Na dann, Prost! Trotzdem, die zwei läppischen Flaschen Festbier, die zwei mickrigen Eindezibecher Rotwein, die paar Schlucke Champagner, und nun das - war doch einfach unfair, sowas.  

Dabei hatte ich kurz vor Mitternacht, als ich wiedermal die Treppe zum Klo hinuntergegangen war, noch gedacht, ich könnte nachher im Treppenhaus Klimmzüge machen um mich etwas abzureagieren. Doch beim Kacken kam dann der Alkohol, der mich bis anhin eher aufgepeitscht hatte, und auch das Piece, das ich vorher irgendwann gegessen um meinen Lungen einen Gefallen zu tun, plötzlich hammermässig volle Pulle rein, und ich kämpfte ebensoplötzlich nur noch mit diesem gelinde gesagt etwas flauen Gefühl im Magen. 

Mittlerweile wie erwähnt zwar nicht mehr ganz so arg - solang ich nur schön stillhielt. [...] 

Ringsum lief die Party auf vollen Touren - nehm ich mal an, weil ausser der Stereoanlage kriegte ich eigentlich nicht mehr viel mit, doch für die war das auf alle Fälle voll zutreffend. Und ich war ja auch voll. Irgendwann rüttelte dann die Frau, von der Caro gemeint hatte, die wär wirklich hübsch und man müsse sie einfach mögen, an mir und wollte unbedingt nochmals mit mir anstossen, auch wenn mein Becher leer war und ich ihn um keinen Preis nachfüllen oder gar nochmals leeren wollte.  

"Also dann, nur so zum anschaun", gab ich schliesslich nach und vergrub meinen Kopf schleunigst wieder in der Armbeuge. Hatte gar nicht gut getan, ihn so in der Gegend rumzumanövrieren. Wenn ich nur nicht doch noch seekrank wurde. Obwohl, eigentlich fühlte ich mich immer noch relativ blendend, und wenn ich es jetzt nur schaffte, schön ruhig zu bleiben ... 

Prompt stolperte irgendeine Frau nicht mal allzubrutal in mich, die ich in der Folge nur noch flüchtig aus den Augenwinkeln erhaschte, ohne sie auch nur halbweg schlüssig identifizieren zu können, denn als ich den Oberkörper aufrichtete um nicht vom Stuhl zu kippen wurde mir schagartig klar, dass ich besser gleich ganz aufstehen und mich möglichst unauffällig und ohne hastige Bewegungen zum Klo begeben würde, während sie sich immer noch irgendwie verkrampft in voller Lautstärke entschuldigte. 

Natürlich hatt ich's nicht mehr geschafft, mich auch schön brav über die Schüssel zu beugen, sondern wieder mal schon von nem halben Meter aus losgeprustet, dafür aber mit beachtlicher Streuung. Immerhin konnte ich mich zwischen den einzelnen Fontänen noch weiter nähern, und der Deckel war zum Glück auch offen gewesen.  

Als es dann so gegen das Ende zuging und nur noch trockene Spaghetti hochkamen, fiel mir auch wieder ein, weshalb eigentlich die ganze Sosse so penetrant rot gefärbt war. Na, warn eh schlecht gekaut gewesen. Wenigstens hatt ich's trotz allem geschafft alles brav zum Mund rauszukotzen, statt wie jeweils sonst bei ähnlich passenden Gelegenheiten die Hälfte durch die Nase. 

Nur das Scheissaus als solches sah halt schon relativ verschissen beziehungsweise reichlich vollgekotzt aus, wenn ich's mir im Spiegel so genauer besah, während ich mir den Mund spülte und anschliessend die in Mitleidenschaft gezogenen Gesichtspartien und Haarstränen wusch.  

Kurz entschlossen rupfte ich die Brille samt Deckel von der Schüssel und wusch sie ebenfalls im Lavabo, rieb sie mit Klopapier trocken und wischte auch den Rest von Schüssel, Boden und Wänden. Nur zuhinterst in der Ecke war ich aus Bosheit zu faul, um auch da noch wirklich sauber zu machen. 

Ging alles verhältnismässig flott von statten. Anscheinend hatte ich nun wirklich nichts mehr im Magen ausser den paar Schlucken Wasser, die ich vorher zu mir genommen hatte, und die schienen keine weiteren Turbulenzen mehr zu verursachen. Irgendwie fühlte ich mich schon bald erschreckend nüchtern. Erst als ich Brille und Deckel wieder einstöpseln wollte, bekam ich etwas Schwierigkeiten, war auch irgendwie ein etwas ungewohntes Modell - oder hatte ich es etwa nur auf ungewohnte Art und Weise demontiert oder gar demoliert? Schlussendlich machte es doch noch plopp, und ich ging gleich doppelt beruhigt wieder hinauf. [...] 

  
F o r t s e t z u n g   f o l g t  . . .
 
 

©  Seelenlos
No.  6'666'667

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